Wolfsland auf Istrien - Učka

„Motovun!“ sagte die Mitarbeiterin der Tourist-Information zu mir und zeichnete einen dicken Kringel auf der Karte um einen Ort etwa in der Mitte Nordistriens. Ich hatte sie gefragt, von wo aus ich ein Panorama machen könnte, das einen möglichst großen Bereich von Istrien zeigt. Ich fuhr also nach Motovun. Der Ort ist interessant, aber mir war sofort klar, dass es hier nicht das Panorama geben würde, das ich suchte. Motovun liegt auf einem Gipfel.Es ist aber umgeben von höheren Bergzügen. Man sieht die Adria überhaupt nicht. Aber ich sah einen schroff aufragenden Gipfel in der Ferne, der mir ideal erschienen. Bald hatte ich bei Einheimischen den Namen erfragt: „Učka“. Mein Navigator kannte den Namen nicht. Ich fuhr also blindlings etwa in seine Richtung und versuchte so, mich den Berg zu nähern. Am späten Nachmittag, kurz vor Sonnenuntergang, erreichte ich endlich einen Ort, an dem eine Autobahn in einen Tunnel unter diesen Berg führt. Für einen Aufstieg war es aber schon zu spät. Deshalb fuhr ich an diesem Tag auf der Autobahn nach Pula zurück.


  Natürlich bin ich weder Wölfen noch Bären begegnet.



Als ich meinen nächsten Ausflug zur Erkundung dieses Berges startete, war ich besser vorbereitet. Ich hatte inzwischen die Strecke in Google Maps herausgefunden. Es gab eine Straße, die bis hinauf zum Gipfel „Vojak“ führte. Nach etwa eineinhalb Stunden von Pula aus war ich auf dem Gipfel. Dichter Nebel ringsum. Keinerlei Sicht vom kleinen Aussichtsturm aus, der sich direkt auf dem Gipfel erhebt. Nur eine Antenne ragte einsam ins Nicht.

Drei Tage später war das Wetter gut genug, und ich startete erneut. Auf dem Gipfel empfing mich ein atemberaubendes Panorama. Allerdings auch ein eisiger Sturm, der mir die Wollmütze vom Kopf riss. Er war so stark, dass ich Sorge hatte, mein Hund könnte über eine Kante in den Abgrund geweht werden. Ich habe ihn deshalb angeleint. In den Verstrebungen der großen Antennenanlage des Militärs auf dem Gipfel heulte der Sturm wie eine überdimensionalen Orgel. Mit eisigen Fingern und unter Aufbietung meiner ganzen Energie habe ich trotzdem ein Panorama aufgenommen. Der Hund hat lieber im Auto gewartet. Doch es war sinnlos. Die wilden Turbulenzen der Luft und die heftigen Bewegungen der Äste ließen auf der Fotografie alles unscharf erscheinen.

Wieder habe ich einige Tage abgewartet, bis besseres Wetter angekündigt war. Ich bin dann schon früh bei Dunkelheit in Pula aufgebrochen. Als ich mich im Morgenlicht den Berg näherte, stand er mit dem Teleobjektiv schon aus 50 Kilometern Entfernung in aller Klarheit vor mir. mountainAus etwa 15 Kilometern Entfernung sah ich dann den ganzen Höhenzug. Er ist praktisch unbesiedelt, enthält Wasserstellen und ist deshalb günstig für Tiere. towerWolfsland, es gibt tatsächlich Wölfe. Als ich am späten Vormittag auf dem Gipfel ankamen, waren die Wetterbedingungen für ein Panorama ideal. Hier der: Blick vom Vojak. Zoomen kann man mit Umschalt- und Strg-Taste oder mit zwei Fingern auf einem Touchscreen.

Im Restaurant „Dopolavoro“, ein paar Kilometer unterhalb des Gipfels, werden die Fleischsorten aufgezählt, die auf der Karte erscheinen. Darunter ist sogar Bärenfleisch genannt. Und tatsächlich soll es in der Gegend auch Bären geben. Ein Menü mit ihrem Fleisch wurde allerdings gerade nicht angeboten.

Bei einem längeren Spaziergang unterhalb des Gipfels vom Ort Mala Učka aus bin ich natürlich weder Wölfen noch Bären begegnet. Auch der Hund hat keine entdeckt. Es war einfach eine schöne, einsame Landschaft.


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